Bild 2: Die Versuchung Jesu
Markus 1,12+13
Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste;
und er war in der Wüste vierzig Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.
Ein Bild mit Gegensätzen, das bunte Leben des Alltags auf der rechten Seite und giftiges Grün auf der linken rahmen die in aller Schlichtheit strahlende Gestalt Jesu ein. Wie die großen Gottesmänner des Alten Testaments hat Jesus sich vom bunten Treiben Welt abgewandt und sucht in der Einsamkeit betend das Gespräch mit Gott, um sich für seine Aufgabe zu rüsten, der Welt die Liebe Gottes zu offenbaren und die Sünde der Welt auf sich zu nehmen. Lebensgefährdende Wüste umgibt ihn und aus dem Dunkel von Gefahr und Bedrohung tritt aus dem giftigen Grün der Versucher: "Bist du Gottes Sohn, dann ..." Seine Sendung ist von Jesus gefragt, er soll sie beweisen, ein Schauwunder vollziehen, fast ist man versucht zu sagen: eine zirkusreife Vorstellung zu geben, gespickt mit prickelnden Zauberkunststücken. Die Welt soll ihm dann zu Füssen liegen, als ob der Sohn mit dem Vater und dem Geist nicht schon eh Herr der Welt wäre.
Diese Forderung nach einem Gottesbeweis durchzieht das ganze Leben Jesu, angefangen hier in der Wüste über seine Zeitgenossen während seines Wirkens bis hin zu seinem Kreuz, an den die Forderung an ihn gerichtet wird: "Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz, so wollen wir dir glauben" (Mt 27,0+42). Doch als dann das Wunder tatsächlich geschieht, am Ostermorgen, da bleibt der alte Unglaube. Solche Stimmen sind aber auch heute noch laut. Sie wollen nicht den Gott der sich uns in Christus und durch den Heiligen Geist in Wort und Sakrament in freier Liebe zu uns bindet, sie wollen einen Gott, der ihren Erwartungen und Wünschen entspricht. Jede Forderung "Gott, du mußt doch ..." ist solch eine Versuchung, die auch wir oft genug im Stillen sagen. Aber ein Gott, der sich in unsere Vorstellungen und Wünsche einspannen ließe, wäre ein Gott von unseren Händen gemacht, ein Gott, den das Alte Testament unter die "Nichtse" rechnet. Denn da blieben wir die Herren und würden nicht dem Gebot Jesu entsprechen .
"Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen!" Und das heißt eben: Gott Recht darin geben, daß er an uns nach seinem Wollen wirken will, und ihn darum nicht zu dem "lieben Gott" unserer Wünsche machen, dessen Bild schnell zerbricht, wenn wir bei ihm Halt suchen.
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