Weihnachten 2021 – Micha 5,1-4a
Liebe Festgemeinde!
Wunderbare, geheimnisvoll tröstliche, uralte Worte hören wir heute. Zur Predigt aus dem Propheten Micha. In einer textnahen Übersetzung: - Der Prophet gibt uns ein Gotteswort weiter, Gott verspricht:
Und du, Betlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausendschaften in Juda – aus dir soll mir ein Herrschender über Israel kommen. Seine Ursprünge sind von Anfang und von Ewigkeit her.
--- und der Prophet Micha ergänzt:
Darum wird Gott sie dahingeben bis zu der Zeit, da eine Gebärende geboren hat und der Rest seiner Geschwister wieder zu den Israeliten zurückkehrt.
Und er wird auftreten und sie weiden in der Kraft JHWJs und in der Hoheit des Namens JHWJs, seines Gottes.
Und sie werden sicher wohnen. Ja, jetzt wird er groß – bis an die Enden der Erde!
Und er wird Friede sein.
Herr, gib uns ein Wort für unser Herz. Und ein Herz für dein Wort. Amen.
Liebe Gemeinde –
Was ist zu hören in der Heiligen Nacht?
Ehe der Gesang der Engel erklingt, hallen Schreie durch die Nacht. Hoch, erschütternd. Tiefes Heulen. Ein Stöhnen und Tönen. Schreie voll Schmerz. Erschütternd. Beängstigend.
Manchmal gibt es eine Pause. Da ist nur Atmen zu hören, heftiges Einsaugen und tiefes Ausatmen. Schwer erkämpfte Luft.
Dann geht es weiter, der Jammer. Der Schmerz.
Das ist zu hören in der Heiligen Nacht. Aber nicht nur das. Denn die Schreie und der Jammer enden. Und ein zartes, ganz neues Stimmlein ist zu hören.
Die Geburt ist vollbracht.
Ja, da singen dann die Engel. Von Heil singen die Engel und von Freude und von Wohlgefallen. Vom Lob Gottes singen die Engel und vom Frieden.
Der Gesang der Engel hallt wieder bei jedem neugeborenen Kind. So kostbar sind die Kinder. Wir wollen alles tun, um sie zu behüten.
Der Engelsgesang setzt Füße in Bewegung.
Ja, das ist zu hören in der Heiligen Nacht: Schritte. Füße, die laufen. Leichte und frohe Schritte sind dabei. Aber auch schwere Schritte – da tragen die Füße eine große Last. Und tastende Schritte – da suchen die Füße den richtigen Weg.
Ach, Gottes Menschenvolk, sie sind dahingegeben. Gottes Menschenvolk zerstreut über die Erde, dahingegeben an den Lebenskampf, den Streit um die knappen Güter, mancherlei Bedrohung. Ach, Gottes Menschenvolk soll sicher wohnen. Ein Zuhause sollen sie finden, die Füße auf dem Weg.
Und ja, die Schritte enden, die Menschen sind angekommen, die Füße werden entlastet.
Die Worte der Engel sind zu hören, nun aus Menschenmund. In unseren Menschenworten sind die Engel zu hören, in Weihnachtsgrüßen, in unbeholfenen und wohlformulierten Grüßen, in konventionellen Worten und in rasant formulierten Karten: Wir geben weiter, was uns versprochen ist von Heil und Freude und Frieden – wir empfangen und wir geben die Engelsworte.
Bleiben können sie nicht die Füße. Sie gehen wieder. Und trotzdem: jetzt haben sie ein Zuhause. Sie können sicher wohnen. Das ist kein Zuhause mit Mauern und einer Tür. Das ist ein Zuhause bei einer Person. Ein Zuhause bei dem, der von Ewigkeit her war. Bei dem, der allen Jammer der Menschengeschichte kennt.
Ja, die Schreie gehören zur heiligen Nacht und die Schritte, die suchen. Der Jammer hat seinen Platz und seine Zeit. Aber nicht das letzte Wort.
Das letzte Wort hat der, der da war und der da ist und der da kommt. Das letzte Wort sind die ersten Worte des Auferstandenen: Friede sei mit Euch!
So gehen wir heim und wissen um unser himmlisches Zuhause. So werden wir feiern in dieser Nacht – nicht perfekt wird es sein. Der letzte Schliff fehlt. Oder es fehlt gar ein Mensch. Nicht perfekt wird es sein – besser als perfekt: Wir können sein wie wir sind. Der Mensch von Gott, das Gotteskind, das Friede ist, ist da. Unser Zuhause, wo auch immer wir sind.
Was hören wir in der Heiligen Nacht?
In menschlichen Worten und in der Musik, die fast aus dem Himmel kommt hören wir: Friede sei mit Euch!
Amen.
Und der Friede Gottes...
Pfarrerin Dr. Bianca Schnupp
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