Im Jahre des 50. Kirchenjubiläums wollen wir auch einen Blick auf unsere Glocken werfen. Sie sind normalerweise nicht zugänglich: Über eine schwere Eisen-Falltür kommt man im Turm in die Glockenstube unterhalb der hohen Turmspitze.
Glocken gehören zu den ältesten Musikinstrumenten. Ganz am Anfang standen Klangstäbe aus Metall, aus denen sich zunächst hutförmige Klangkörper bildeten, die man mit Stäben zum Schwingen brachte. Wohl ca. 5000 vor Christus tauchen Vorformen in China auf. Von Anfang an erklangen sie bei kultischen und religiösen Zeremonien. Als größte klingende Glocke der Welt gilt die Mingun-Glocke in Birma (90 Tonnen). Die größte frei schwingende Glocke ist die Friedensglocke in Rovereto/Italien. Als schönste Glocke gilt die „Gloriosa“ im Erfurter Dom (1492). Ihre Schwingungen sind noch 5 Minuten nach dem letzten Schlag nachweisbar.
In China und Indien sagt man, die Glocke verbinde Himmel und Erde. Ähnlich im Judentum, wo ein früher Beleg aus dem 8. Jh. v.Chr. zwei Priester beim Gebet zeigt. Über ihren Händen schwebt eine Glocke. Im 2. Mosebuch wird auf die Glöckchen verwiesen, die der Priester an seinem Gewandsaum trägt.
In der frühen Kirche riefen Glocken zur Arbeit, zu Tisch, zum Gebet. Karl der Große sorgte dann für den Siegeszug der Glocke in seinem Herrschaftsbereich durch „Glockeneuropa“ (Friedrich Heer).
Es gibt Bet-, Friedens-, Vaterunser-, Tauf-, Toten-, Pest-, Uhrenglocken u.a.m. Heute läuten sie bei uns, wenn sie zum Gebet rufen, zu den Gottesdiensten und zu besonderen Ereignissen. In Kriegen, z.B. im 1.Weltkrieg, hat man Glocken konfisziert und zu Kanonenkugeln umgeschmolzen. Bombenangriffe haben Türme und Glocken zerstört.
Alexander Solschenizyn hat gesagt: "Schon immer waren die Menschen selbstsüchtig und oft wenig gut: Aber das Abendläuten erklang, schwebte über den Feldern, über dem Wald. Es mahnte die unbedeutenden, irdischen Dinge abzulegen, Zeit und Gedanken der Ewigkeit zu widmen. Dieses Läuten bewahrte die Menschen davor, zu vierbeinigen Kreaturen zu werden."
Auf dem Turm der Johanneskirche hängen vier Glocken. Drei Glocken von 1955 aus der früheren Kirche wurden 1965 durch eine vierte große Glocke ergänzt. Die Glocken tragen Inschriften.
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Der Größe nach geordnet: (1) Schlagton a (1965): „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“ (Jeremia 22,28), gestiftet von den Firmen Thomas Merkel & Sohn und Rudolf Merkel. (2) Schlagton c: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet“ (Römer 12,12); (3) Schlagton d: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“. (Markus 14,14); (4) Schlagton f: „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Lukas 2,14). aus dem August-KONTAKT 2014 - Pfarrer Christoph Reinhold Morath (auch als Orgel- und Glockensachverständiger ausgebildet)
Damit Sie auch einen Eindruck vom Geläut erhalten, können Sie hier 40 Sekunden Läuten für einen kurzen Eindruck hören. |
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