Weihnachtspredigt 2020 Johanneskirche Erlangen
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Wir beten in der Stille um den Segen des Wortes Gottes. „Gott, gib mir ein Wort für mein Herz und ein Herz für dein Wort. Amen.“
Eine kleine Vorbemerkung: Höflichkeit bedeutet mir viel, auch die Anrede mit dem höflichen „Sie“. Trotzdem muss ich jetzt für den Moment der Predigt das „Du“ verwenden. Das hat damit zu tun, dass ich diese Predigt zuallererst mir selbst gehalten habe.
Also:
Liebe Gemeinde!
Da sitzt Du nun in Deiner Weihnachtskirche. Der Baum leuchtet voller Licht, die Kerzen funkeln und zeigen die Fülle des Christenglaubens an: Alle 4 Kerzen am Adventskranz scheinen, die Zeit ist erfüllt – und auf der anderen Seite strahlt die Osterkerze vom ewigen Leben – in der Mitte leuchten 3 Kerzen auf dem Altar für Gott, von dem wir kommen und zu dem wir gehen – für Jesus Christus, unseren Heiland, - für Trost, Freude, Zuversicht und Verbindung, mit der uns Gottes Heilige Geist erfüllt.
Und dann sind da die zwei Kerzen, die heute die wichtigsten sind: Sie erhellen unsere wunderschöne Weihnachtskrippe.
Da sitzt Du nun in Deiner Weihnachtskirche, hast der strahlenden Orgelmusik gelauscht; die Lieder innerlich mitbedacht, die altvertrauten Worte vernommen. Hast gehört von dem Kaiser Augustus und dem Statthalter mit dem unaussprechlichen Namen. Hast die Worte der Engel vernommen:
Euch ist heute der Heiland geboren!
Da sitzt Du nun in Deiner Weihnachtskirche mit Deinem Mundschutz, der Dich in jeder Sekunde daran erinnert, dass Du dieses Jahr noch empfindlicher und verletzter bist als sonst.
Da sitzt Du nun mit deinem ängstlichen und verwundetem Herzen und hörst:
Euch ist heute der Heiland geboren!
Diesem Heiland, dem hältst Du Dein verwundetes Herz gerne hin. Du hast gar keine Angst, er kann Dir nix tun, er ist klein. Und verletzlicher als Du.
Diesem Heiland, dem hältst Du Dein ängstliches und verwundetes Herz hin. Und Du merkst, wie es sanft angenommen wird. Wie es sein darf. Mit seinem Kummer. Wie es da sein darf. Mit seiner Angst. Du hältst Dein Herz hin.
Ja, Du merkst, wie Dein Herz heilt. Wie die Wunde sich schließt. Wie die Angst sich schleicht.
Dein Blick wird klar.
Du erkennst in diesem Kind eine Zärtlichkeit, die stärker ist als alle Gewalt.
Du erkennst in diesem neuen Menschen die Kraft der neuen Anfänge. Anfänge, die klein sind und schlicht. UND STARK.
Kraftvolle Anfänge, die mit Windeln zu tun haben.
Die Kraft der kleinen Anfänge, die mit einer Tasse Tee beginnen und aufgekehrten Scherben.
Mit klarem Blick schaust Du die Krippe und das Kind. Seinen Weg, den weißt Du schon. Nie hat er seine Empfindlichkeit und Zartheit geschützt. Ja, es gab den Moment, da triumphierten Tod und Teufel, Sünd und Hölle über ihn. Aber: Und auch das siehst Du schon an der Krippe:
Die Kraft, die ihn ins Leben rief, die holte ihn aus dem Tod heraus. Die Zähigkeit der Zärtlichkeit gewann am Ende. Und er nimmt alle verwundeten Herzen mit sich ins Leben. Die können dann singen: Wir, die unser Heil annehmen, werfen allen Kummer hin.
Euch ist heute der Heiland geboren!
Amen.
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